Sport hat in unserer Gesellschaft einen wichtigen Stellenwert und nicht nur für Kinder und Jugendliche ist Bewegung essentiell zur gesunden körperlichen und geistigen Entwicklung. Doch bei näherem Hinsehen wird schnell klar, Sport ist auch im 21. Jahrhundert oft noch Männersache. Egal ob in den Medien oder auf dem Spielfeld, Sport treibende Frauen sind selten zu sehen, und bei jungen Frauen und Mädchen verstärkt sich dieses Phänomen noch weiter. Die Münchner Sportjugend geht dem Ganzen auf den Grund und versucht die „unsichtbaren Mädchen“ in den Fokus zu rücken. Denn Sport tut allen Kindern und Jugendlichen gut, egal welchen Geschlechts.
Aktionsmonat
Mädchen im Sport
Seit langem schon beklagt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen Bewegungsmangel bei jungen Menschen, ganz unabhängig vom Geschlecht.
Der Anteil der sportlich inaktiven Mädchen ist dennoch signifikant höher und geht es um Vereinsmitgliedschaften sind in Deutschland sogar nur rund ein Fünftel der gesamten weiblichen Bevölkerung aktiv. Bereits fünf- bis zehnjährige Mädchen treiben statistisch weniger Sport als gleichaltrige Jungen.
Doch vor allem als Teenager hängen deutlich mehr Mädchen die Sportschuhe an den Nagel. Dies hat nicht nur körperliche Folgen, denn Sport formt auch den Geist, stärkt das Selbstvertrauen und soziale Strukturen. Sportvereine lehren ihren Mitgliedern auch essentielle Werte unseres demokratischen Miteinanders.
Woran also liegt es, dass Mädchen mit dem organisierten Sport aufhören?
Oft wird damit argumentiert, dass Jungen eben konkurrenzorientierter sind und Mädchen sich lieber zum Sozialisieren und Beisammen sein treffen als zum Sport machen. Wer aber mal reinen Mädchenmannschaften beim Sport zugesehen hat, weiß, an fehlendem Ehrgeiz mangelt es auch hier nicht. Und mit dem möglicherweise größeren Bewegungsdrang von Jungs zu argumentieren ist für eine Gesellschaft, die es ernst meint mit Sport für alle auch nicht tragbar. In den Halbzeitpausen der Damen Basketball Bundesliga sind es vor allem Mädchen, die sich einen Ball schnappen und es den Profis nachmachen wollen.
Sicherlich gibt es auch körperliche Unterschiede zwischen Jungs und Mädchen, aber vielleicht liegt einer der größten Unterschiede an unserer eigenen gesellschaftlichen Haltung gegenüber Sport und wer diesen betreiben sollte. Denn eines wird schnell klar, unsere ganze Gesellschaft erwartet auch heute von Mädchen und jungen Frauen leider noch immer zu oft lieber hübsch auszusehen als sportlich aktiv zu sein. Nicht umsonst müssen selbst professionelle Sportlerinnen in manchen Sportarten so wie erst kürzlich während Olympia in besonders kurzen Outfits antreten. Fast scheint als gelte der alte und anzügliche Satz auch noch heute „sex sells“ – weiblicher Sport anscheinend leider aber nicht.
Die MSJ möchte, dass die gesamte Jugend Münchens Sport betreiben kann, in einem sicheren und fördernden Umfeld. Denn eines ist klar, unsere Gesellschaft braucht dringend junge Sportlerinnen, die unsere Vereine und unsere Sportlandschaft bereichern. Je vielfältiger der Sport desto besser für uns alle. Deshalb setzt die MSJ mit dem Thema „Mädchen im Sport“ in diesem Jahr einen Schwerpunkt. Gemeinsam mit der Politik, mit Vereinen und den Kindern und Jugendlichen selbst, soll erreicht werden, dass sporttreibende Mädchen künftig nicht mehr unsichtbar sind.
Input zum Thema
Weitere Informationen zum Thema „Mädchen im Sport“ erhaltet ihr auch im MSJ-Blog oder im MSJ-Magazin:
Kontakt zur MSJ
Ihr habt weiteren Input oder Inspirationsquellen für uns? Ihr benötigt weitere Informationen oder habt Fragen?
Meldet euch gerne! Eure Kontaktperson: Lisa Häfele – 089 15702 248 – E-Mail
#MaedchenImSport
Programm in der Rückschau
Sportjugend im Dialog - Im Austausch mit Münchens Politik
Mädchen im Sport – Fakten, Herausforderungen & politische Dimensionen
In einem Fachvortrag konntet ihr erfahren, welche Entwicklung der Mädchensport in Deutschland hinter sich hat. Dr. Daniela Schwarz von der TU München präsentierte gemeinsam mit Elisabeth Kirschbaum von der Uni Leipzig Daten, Zahlen und Fakten zum Status Quo. Sie eröffnete die Perspektiven, die dieses umfangreiche Thema mit sich bringt. Wie kommen junge Frauen ins sportliche Ehrenamt? Welche Rolle spielen Faktoren wie Zeit, Familie, der weibliche Körper, Kultur, Herkunft oder Religion? Wieso erfolgt die Talentförderung noch immer genderbasiert? Woher kommt die Sexualisierung des Mädchen- bzw. Frauensports?
Fragen, mit denen sich auch unsere Politrunde unter Moderation von Andrea Lindner im Anschluss beschäftigt hat.
Fachvortrag zum Thema: Dr. Daniela Schwarz, Elisabeth Kirschbaum
Politdebatte im Dialog: u.a. mit Verena Dietl (SPD), Anja Berger (Die Grünen), Ulrike Grimm (CSU) und Dr. Daniela Schwarz; Moderation: Andrea Lindner
Die digitale Veranstaltung kann auf dem MSJ-YouTube-Kanal im Re-Live angesehen werden.
Podcast "MSJ fragt nach"
Online abrufbar u.a. via Spotify, GooglePodcasts oder YouTube.
Nachwuchsförderung & Sexualisierung im Mädchensport
Wie kommen Mädchen in den Leistungssport? Und: Welche Rolle spielen genderbasiertes Training und Vorbilder?
Noch immer scheint häufig zu gelten: „Sex sells“. Athletinnen haben den Eindruck, dass von ihnen ein anderes Verhalten als von männlichen Kollegen gefordert wird. Für ihren Erfolg und Sponsorenverträge spielt zumeist das Äußere eine Rolle. Der Gender-Pay-Gap ist im Sport noch dramatischer als in anderen Bereichen der Gesellschaft.
Darüber hat Jenny Paul in der neuen Podcast-Folge mit Kathrin Lehmann (Fußball- und Eishockeyprofi) & Lisa Nerb (Turnen) gesprochen. Hört rein!
Online-Seminarabend (Juleica-Fortbildung)
Die Rolle von Kultur und Herkunft im Mädchensport
Das gemeinsame Spiel, der Wettbewerb und das Erleben von Sieg und Niederlage in der Gemeinschaft sind für viele Mädchen wichtige Erfahrungen, die ihre Persönlichkeit stärken und auch zu mehr Selbstbewusstsein in Alltagssituationen führen. Daher sollte der Sport für alle Mädchen, unabhängig von Herkunft und Religion, zugänglich sein. Im Rahmen eines interaktiven Online-Workshops haben wir uns damit auseinandergesetzt, wie man Mädchen unterschiedlicher Herkunft und Religion das Sporttreiben ermöglichen, sie für Bewegung begeistern und den Weg in einen Sportverein vorleben kann. Außerdem haben sich zwei Best-Practice Beispiele vorgestellt und aus der Praxis erzählt. Insbesondere ging es darum, welche Bedürfnisse Mädchen an den Sport haben, welche Rolle weibliche Vorbilder einnehmen und wie im Verein ein vertrautes Umfeld geschaffen werden kann, sodass sich alle Mädchen wohlfühlen.
Referentin: Nermina Idriz
Best Practices: „Bayerns beste Gipfelstürmer“ (vorgestellt von Ulli Dietrich) & „Interkultureller Sport- und Austauschraum“ (vorgestellt von Erika Ratz-Elsayed)
Das Seminar wurde in Kooperation mit dem Referat für Bildung und Sport der LH München durchgeführt.
Podiumsdiskussion
Pubertät und weiblicher Zyklus: Sport für Mädchen, wenn sich der Körper verändert
Wer in der Jugend Sport treibt, beeinflusst die Gesundheit positiv – auf psychischer und physischer Ebene. Sport dient als Ventil und stärkt das Körperbewusstsein. Doch in der Pubertät ist vieles plötzlich anders: Die Hormone spielen verrückt, der Körper verändert sich, neben Schule und Ausbildung werden Freunde und soziale Beziehungen immer wichtiger. Doch gerade in der Pubertät spielt der Sport eine wichtige Rolle bei der Emotionskontrolle und dem Stressabbau. Doch über Themen wie die Menstruation wird meist eher geschwiegen statt gesprochen. Dabei gäbe es gerade im Sport viele Gründe, offener damit umzugehen. Immer noch ist der weibliche Zyklus ein Tabuthema. Dabei haben viele Sportlerinnen nicht nur mit Verletzungen und ihrer Tagesform zu kämpfen, sondern auch mit ihren gesunden Körpern. Der Menstruationszyklus kann die Leistungsfähigkeit und Verletzungsanfälligkeit beeinflussen, dennoch ist es vielen jungen Frauen unangenehm, mit ihren Trainerinnen und Trainern darüber zu sprechen. In der Sportwelt sind die Dinge meist von Männern für Männer gemacht und werden auf Frauen leicht verändert übertragen. Das gilt auch für Trainingsmethoden, was schnell zu Problemen führen kann.
Moderation: Andrea Lindner
Gäste: Fabienne Königstein (Profisportlerin), Julia Köllner (Triathlontrainerin), Prof. Dr. med. Petra Platen (Sportmedizinerin & Verbandsärztin des Deutschen Hockeybundes), Susanne Hofstetter (ehem. Weltmeisterin im Kickboxen)
Die digitale Veranstaltung kann auf dem MSJ-YouTube-Kanal im Re-Live angesehen werden.