Gerade junge Menschen haben das Potenzial, die Welt zu verändern. Und nicht erst seit Michael Endes „Momo“ wissen wir, dass die Welt manchmal sogar nur von Kindern gerettet werden kann. Kinder und Jugendliche haben oft eine andere Sicht, stellen Dinge in Frage, die Erwachsene für gegeben betrachten, und zwingen so der Welt auch mal den Spiegel in die Hand. In den letzten Jahren waren es beispielsweise nicht die Diskussionen von Erwachsenen, sondern gerade die konsequenten und andauernden Schulstreiks von Kindern und Jugendlichen, welche die Politik zu einem teilweisen Umdenken der eigenen Klimapolitik bewegt haben.
Und trotzdem zeigt dieser Erfolg auch, dass Kinder und Jugendliche in der politischen Mitgestaltung unserer Gesellschaft auch heute noch strukturell benachteiligt sind. Gewählt wird erst ab 18 und wirklich ernst genommen scheint man davor oft auch nicht zu werden. Und selbst im Sport ist das Bild nicht viel rosiger. Zwar haben viele Vereine mittlerweile Jugendleiter, um sich gezielter um die spezifischen Bedürfnisse von Kinder- und Jugendteams kümmern zu können, aber eine wirkliche Kultur der Mitbestimmung für Kinder und Jugendliche ist auch hier oft Fehlanzeige. Und das, obwohl Kinder und Jugendliche gerade im Sport den Mehrwert und die Grundstrukturen von Demokratie erfahren und ausprobieren könnten.
Bei einer solchen Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen handelt es sich im Übrigen nicht um eine Mitbestimmung der Eltern. Denn oftmals steht die elterliche Fürsorge den Vereinen auch bei der Mitgestaltung durch die Jüngsten eher im Weg. Statt den Vereinen und ihren Vertreterinnen und Vertretern zu erlauben, Kinder und Jugendliche wirklich in Entscheidungsprozesse einzubinden, melden sich Eltern mit weiteren Forderungen und Erwartungshaltungen, denn man wisse am besten, was gut wäre für die eigene Brut. Das soll nicht bedeuten, dass nicht auch Eltern eine wichtige Rolle im Vereinsleben zu spielen haben und ihre aktive Teilhabe ebenso zu fördern ist. Doch heute muss der Fokus berechtigterweise auf den Kindern und Jugendlichen selbst liegen.
Seit Jahren ermöglicht München Kindern und Jugendlichen im Rahmen von „Mini-München“, spielerisch die Stadt mitzugestalten. Über drei Wochen können Kinder und Jugendliche sich in verschiedenen Berufen ausprobieren, eigenes Spielgeld verdienen und auch Demokratie und Verwaltung erproben. Das Konzept der gespielten Teilhabe hat sich mittlerweile als Erfolgsmodell in der ganzen Welt verbreitet. Und trotzdem fehlt es auch in Münchner Sportvereinen oftmals noch an wirklich gelebtem jungem Engagement und echten Mitbestimmungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche.
Wir erwarten von Kindern und Jugendlichen, dass sie sich mit einem Verein verbunden fühlen und sich fast automatisch später einmal im Verein engagieren. Strukturell fehlt es aber immer noch zu vielen Vereinen an Jugendordnungen, Jugendsprecherinnen und -sprechern oder an weiteren Möglichkeiten, wie sich Kinder und Jugendliche auch in die Gestaltung ihres Vereins einbringen können. Obwohl wir wissen, dass Kinder und Jugendliche eigene Bedürfnisse haben, ein neuer Blick auf Dinge selten schadet und wir durch echte Möglichkeiten der Mitbestimmung uns selbst auch künftig das Vereinsleben leichter machen, fehlt es weiterhin an den nötigen Strukturen.
Als Münchner Sportjugend fordern wir deshalb die Politik auf, Kindern und Jugendlichen endlich wirklich zuzuhören. Nicht nur, wenn es mal gut passt, sondern kontinuierlich und strukturiert. Kinder und Jugendliche haben ein Recht, ihre eigene Zukunft mitzugestalten, und ganz im Sinne der Lektion von „Momo“ sind auch Erwachsene gut beraten, einfach mal richtig zuzuhören.
Die Münchner Sportjugend unterstützt im Übrigen auch Vereine bei der Einführung von Jugendordnungen, insbesondere auch dabei, diese mit Leben zu füllen. Und wer sich selbst als junger Mensch engagieren will, kann uns gerne auch jederzeit kontaktieren. Gerne besprechen wir gemeinsam, welche Möglichkeiten es gibt, euch in eurem eigenen Verein oder an anderer Stelle einzubringen. Denn als MSJ sind wir überzeugt, wirklich bewegen werden wir die Zukunft nur gemeinsam. Wenn wir uns alle gegenseitig richtig zuhören.