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Ein Dutzend Randsportarten in München, die du noch nicht kennst… heute: Kendo

Kendo, der Weg des Schwertes

Kendo ist ein Do, also ein Weg im japanischen Sinne. Ein Leben lang geht man diesen Weg und trainiert bis in ein sehr hohes Alter. Kendo stammt aus den verschiedenen Schwertschulen Japans und stützt sich auf Hunderte Jahren Tradition und Erfahrung auf dem Schlachtfeld.

Aber Kendo ist mehr als nur Schwertkampf. Es ist von Werten geprägt, die den ganzen Ablauf des Trainings beeinflussen. Respekt, Höflichkeit, Disziplin, Engagement und das Streben nach Perfektion. Respekt ist unter anderem im Verbeugen sichtbar. Wir verbeugen uns beim Eintreten ins Dojo, beim An- und Abgrüßen, vor jedem Kampf, nach jedem Kampf, wenn wir das Dojo verlassen. Das Streben nach Perfektion ist am besten vertreten, indem die Kendokas jahrelang hauptsächlich das Men, den Schlag auf den Kopf, probieren zu verbessern. Die anderen Techniken sind nur die Ergänzung davon.

Und diese Werte muss man integrieren, da wir beim Kendo mit voller Kraft unsere Partnerin oder unseren Partner treffen. Unser Schwert, das Shinai, besteht aus vier Bambusstreben, wodurch der Schlag abgefedert wird. Da wir zusätzlich eine Rüstung tragen, darf man sich im Kampf richtig austoben. Nichtsdestoweniger muss man für seine Partnerin bzw. seinen Partner Respekt haben. Er nimmt unsere Schläge entgegen, und manchmal landet den Schlag neben der Rüstung. Ist zwar nur ein blauer Fleck, aber kitzeln tut es trotzdem.

Also ist Kendo kein Sport. Aber …

Bei Kendo kann man auch an Wettkämpfen (Shiai) teilnehmen. Wir haben keine elektrische Einrichtung wie beim Fechten, sondern drei Kampfrichterinnen oder Kampfrichter, die die Technik beurteilen. Wurde der Schlag gut vorbereitet, danach gut ausgeführt, mit der richtigen Körperhaltung, der richtigen Spannung, im korrekten Abstand und blieb die Konzentration nach dem Schlag erhalten? Die Regeln sind strikt definiert, und die Entscheidungen der Kampfrichterinnen und Kampfrichter werden NIE diskutiert. Also doch einen Sport …

Deutschland ist auf internationaler Ebene regelmäßig auf dem Podium zu sehen. Europameister sind einige geworden. Bei der Weltmeisterschaft ist es schon schwieriger, an die Japanerinnen und Japaner heranzukommen. Viele trainieren jeden Tag, seit sie Kinder sind, da Kendo in Japan als Schulfach angeboten wird und an der Uni intensiv weitertrainiert werden kann. Etwas, das kaum ein Land sonst bieten kann.

Die Ambivalenz Sport/Kampfkunst macht Kendo sehr interessant. Da es nicht so viele praktizieren, kennt sehr schnell jeder jeden, sobald man auf Turniere und Lehrgänge fährt. Und man kann regelmäßig mit Mitgliedern des Nationalteams trainieren. Man geht einfach in deren Verein und tja, trainiert mit.

In München gibt es zwei Vereine. Kendo München, der größte, beruht auf viel Erfahrung und zählt in seinen Reihen viele Kämpferinnen und Kämpfer internationaler Klasse, unter anderem die Europameisterin 2019. Der zweite Verein, der ESV München in Laim, entwickelt sich seit 2010 besonders im Jugendbereich, und eine seiner Sprösslinge hat sich ein Platz im Nationalteam dieser Saison erarbeitet.

Im ESV trainiert auch eine Gruppe in einem seltenen Stil, der sich leicht vom gewöhnlichen Kendo unterscheidet. Das Shinai wird in eine Lederhülle gewickelt, was es um einiges schwerer macht und dadurch dem Katana näher kommt. Es werden auch andere, zusätzliche Techniken geübt, unter anderen mit zwei Schwertern und der Kampf gegen mehrere Gegnerinnen und Gegner. Die Erfahreneren wenden auch Wurftechniken an.

Aber egal welchen Stil man wählt, das Grundprinzip bleibt das Gleiche: durch das Training mit dem Schwert den Geist entwickeln.

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