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Sport ist wert(e)voll – Demokratie im Sport erlebbar machen (Teil 1)

Von 24. September 2019Kein Kommentar

Sport ist wertevoll! Eine These, der wohl die allermeisten zustimmen würden. Sport ist nicht nur Bewegungsspiel oder das Streben nach Leistung und Erfolg. Sport ist vor allem der Umgang mit seinen Mitmenschen, der Umgang mit Sieg und Niederlage. Beim Sport kommen unterschiedlichste Menschen zusammen und finden eine Wertewelt vor, die nicht nur ihr Sportvermögen beeinflussen. Vielmehr werden die Werte, die man im Sport erfährt, verinnerlicht und in den Alltag getragen.

Vor allem im Jugendbereich kommt diesen im Verein gelebten Werten eine besondere Bedeutung zu. Veränderte Lebensbedingungen, wie beispielsweise familiäre Strukturen, Beziehungsstrukturen oder das räumliche Umfeld, bringen eine immense Schnelllebigkeit sowie einen Mangel an Bindungsfähigkeit durch ständigen Wechsel der Bezugspersonen und damit eine Auseinandersetzung mit einer Vielzahl an Werten – gewollten wie gesellschaftlich ungewollten – mit sich. Umgekehrt existieren aber auch Kommunikationsprobleme und geistige Verarmung durch fehlenden Austausch mit anderen. Mehr denn je ist eine Unterstützung bei der Orientierung der vielen verschiedenen Werterichtungen demnach notwendig.

Erziehung
Die „Erziehung“ und Wertevermittlung von Kindern und Jugendlichen ist deshalb eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die einzelne Personen ebenso wie Institutionen, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, übernehmen müssen. Im Gesamtrahmen dieser Aufgabe übernimmt jeder seinen Teil, so auch der Sport. Bei entsprechender Gestaltung der sportlichen Angebote und Rahmenbedingungen durch die Trainer und Qualifizierung der Vereinsmitarbeiter bietet der Sport eine Möglichkeit, Werte zu fördern, wie kaum eine andere Disziplin. Der Sport fördert Selbstwertgefühl, Entfaltung der Persönlichkeit, Grenzerfahrungen, gesellschaftliche Integration, Gemeinschaftssinn und ehrenamtliches Engagement und damit verbundene soziale Eigenschaften wie Kommunikation, Kooperation, Konfliktfähigkeit, Hilfeleistung, Vertrauen und den Umgang mit Rückschlägen und Niederlagen.
Rund 40 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind in Sportvereinen organisiert. Das zeigt, welch großes Potenzial der Sport hat und wie sehr er die Gesellschaft prägt. Sportvereine bilden einen Gegenpol zu schnelllebigen Freizeitangeboten und bilden eine zentrale Einrichtung zur Vermittlung von Werten.

Vorbilder
Vereinsmitarbeiter, Jugendleiter und Trainer sind echte Vorbilder für die Kinder und Jugendlichen. Ein Blick auf unsere Gesellschaft zeigt, dass wir nicht in einer kulturell integrierten Gesellschaft leben. Vielmehr findet sich eine Gesellschaft mit pluralen Werteanschauungen mit ihren Auswirkungen auf das gesamte Wertesystem wieder. Zugleich verfügt unsere Gesellschaft aber auch über ein funktional differenziertes Wertesystem, das seine eigenen Werte absolut stellt, das heißt, es erfolgt nicht zwingend eine Orientierung am Menschen, sondern an Strukturen. Werte sind vielschichtig, teilweise pauschal gehalten oder auch auf eine spezifische Zielgruppe abgestimmt. Sportler nennen beispielsweise häufig „Fairplay“, ein Konglomerat aus vielen verschiedenen Werten, als eines der erstgenannten Erziehungsziele. Diese plurale Wertegesellschaft bildet auch der Sport und seine Trainer und Vorbilder ab. Sie leben die Werte vor und sind den jungen Menschen ein Vorbild für Bereiche wie Spaß und Freude, Gesundheit, Kameradschaft und Gemeinschaft, Teamgeist und Kooperation, Freiheit, Kreativität, Spiel, Toleranz oder Solidarität. Kinder und Jugendliche fordern von den „Erwachsenen“ auch tatsächlich ein, Vorbild zu sein. Sie suchen in ihrem Verhalten Orientierung, indem ihnen Grenzen und Regeln aufgezeigt werden, und wollen sich an ihnen reiben und mit ihnen diskutieren. Vor allem Kinder, aber auch Jugendliche und junge Erwachsene lernen sehr stark am Modell, am Vorbild der Erwachsenen, schauen sich Verhaltensweisen ab und imitieren sie.


Demokratie
Nicht nur die Wertevermittlung über den Sport macht die Vereine wert(e)voll: Der gemeinnützige und organisierte Sport gibt Kindern und Jugendlichen auch die Möglichkeit zur Partizipation und zum Kennenlernen demokratischer Strukturen. Da Partizipation, neben der individuellen Persönlichkeitsentwicklung, dazu beitragen kann, die funktionierende Zivilgesellschaft weiterzuentwickeln und zu unterstützen, sollte sie elementarer Bestandteil der Kinder- und Jugendarbeit im Sportverein sein. Insbesondere junge Menschen mit erschwerten Zugangsbedingungen zum Sport sollten in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützt und zur Demokratie befähigt werden.
Mit dem Modell der demokratischen Partizipation wird der Partizipationsbegriff im Zusammenhang mit Demokratie betrachtet. Sie setzt sich aus drei Komponenten zusammen, die allesamt einen anderen Fokus auf Partizipation legen. Dazu gehören Mitbestimmung und Entscheidung (politische Partizipation), Mitsprache und Aushandlung (soziale Partizipation) sowie Mitgestaltung und Engagement (aktives Handeln). Eine solche demokratische Partizipation ist Voraussetzung für Demokratie und erfolgt oftmals schon unbewusst in verschiedenen Bereichen des gemeinnützigen, organisierten Sports. Sie findet u. a. durch Mitbestimmung und Entscheidungen bei Mitgliederversammlungen, durch Mitsprache und Aushandeln bei Entscheidungsfindungen im Trainingsbetrieb und beim (ehrenamtlichen) Mitgestalten und Engagement im Bereich der Jugendarbeit oder Übungsleiter-Ausbildung statt. Die drei Formen der demokratischen Partizipation beziehen sich zwar auf jeweils unterschiedliche Aspekte, greifen jedoch ineinander und bedingen sich gegenseitig.
Dem aktiven Handeln in Form von Mitgestaltung und Engagement kann dabei eine zentrale Rolle zugesprochen werden. Es ist auf der einen Seite als Voraussetzung und somit als Basis für demokratisches Handeln zu betrachten. Auf der anderen Seite ist es das höchste anzustrebende Ziel des demokratischen Handelns. Das bedeutet, dass nur dann demokratisch gehandelt wird, wenn die Mitglieder aktiv werden. Partizipation in Sportvereinen bedeutet also die Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen in Entscheidungsprozesse und Abläufe. Junge Menschen lernen so über ihren Sportverein kennen, was es bedeutet, in einer Demokratie zu leben und ein demokratisches Miteinander aktiv mitzugestalten.

Wertevermittlung und Partizipation sind also im gemeinnützigen, organisierten Sport offensichtlich wichtige und viel diskutierte Themen. Um den Sport als Quelle der Demokratieförderung zu erleben, sind ein demokratisches Partizipationsverständnis sowie verschiedene Maßnahmen zur demokratischen Partizipationsförderung in den Vereinen notwendig. Welche konkreten Maßnahmen und Umsetzungsmöglichkeiten Vereinen zur Verfügung stehen, erfahren Sie in Teil 2.

Quellen:
– Badische Sportjugend Nord: Sport ist wert(e)voll
– Deutsche Sportjugend: Der vielschichtige Partizipationsbegriff

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