Marcella Moschini –(BVS Bayern)
Sport für alle, mit allen und überall – das ist in Deutschland noch lange nicht Realität. Höchste Zeit, das zu ändern. Denn Inklusionssport nutzt allen Menschen, ob mit Behinderung oder ohne.
In Deutschland wird grundsätzlich zu wenig Sport gemacht. Laut Daten der Weltgesundheitsorganisation bewegen sich rund 42 Prozent der Bürger*innen zu selten. Blickt man auf Menschen mit Behinderung im Besonderen erhöht sich der Anteil noch einmal beträchtlich. Etwa 55 Prozent geben laut dem jüngsten Teilhabebericht der Bundesregierung an, keinen Sport zu treiben. Bei Menschen mit Behinderung gibt es neben Zeitmangel und Stress, die wir alle spüren, aber auch ein weiteres gravierendes Problem: Die sportlichen Angebote sind noch immer viel zu rar gesät.
Das bedeutet, dass bei uns längst nicht alle Menschen mitmachen und mitspielen dürfen, und das, obwohl bereits vor zwölf Jahren die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen ratifiziert wurde, in der Menschen mit Behinderung eine selbstbestimmte und gleichberechtigte Teilhabe auch im Sport zugesichert wird.
Mitglieder, Vereinsleben, Sport – darum ist Inklusion für Vereine und Sportler*innen wichtig
Das gilt es zu ändern. Dafür braucht es aber nicht nur Gespräche darüber, wie wichtig das Thema ist, sondern auch praktische Lösungen und beherztes Zupacken. Denn am Ende profitieren alle Menschen von einer inklusiveren Sportlandschaft. Denn Inklusion bedeutet, offenere und barriereärmere Sportangebote für alle. Inklusionssport birgt also auch für Vereine und deren Sportler*innen ganz konkret zahlreiche Vorteile und ist oft gar nicht so kompliziert, wie man zunächst meinen könnte.
In zahlreichen bayerischen Projekten, die bereits erfolgreich umgesetzt werden, zeichnet sich immer wieder ab, dass inklusive Sportgruppen besonders im Jugendbereich gegenseitige Akzeptanz und Toleranz stärken und die soziale und motorische Entwicklung aller Sportler*innen fördern. Auch wird häufig ein besseres Gemeinschaftsgefühl im Vereinsleben beschrieben. Denn wer bleibt sich schon fremd, wenn gemeinsam über große und kleine Erfolge auf dem Spielfeld gejubelt werden kann?
Sportvereinen mit inklusiven Angeboten kommen diese aber auch auf anderen Ebenen zugute. Denn die eigene Zielgruppe zu erweitern, bedeutet auch, einen beträchtlichen Pool an potentiellen Mitgliedern zu erschließen. Inklusive Sportangebote sind darüber hinaus eine gute Möglichkeit, sich von anderen Vereinen im Umkreis abzuheben und so vielleicht auch den ein oder anderen Sponsor hinzuzugewinnen.
Für mehr Miteinander – den Sprung wagen
All diese Vorteile können nicht verbergen, dass Inklusion im Sport auch Herausforderungen mit sich bringt. Manch bauliche Barriere kann nur schwer überwunden werden und nicht jede Sportart eignet sich für jede Behinderungsform. Auch Übungsleiter*innen brauchen Zeit, um eventuelle eigene Ängste und Sorgen abzubauen und ein erhöhter Aufwand von zeitlichen und finanziellen Ressourcen ist durchaus möglich. Doch für die allermeisten dieser Einwände gibt es gute Lösungen. Denn die meisten Sportarten lassen sich mit ein wenig Know-How einfach anpassen oder ganz neue Sportarten wie das hochspannende Rollstuhlbasketball können ins Portfolio aufgenommen werden. Gezielte Aus- und Fortbildungen geben Trainer*innen schnell mehr Sicherheit und auch finanzielle Unterstützung ist für Vereine oft leicht zugänglich.
Und zu guter Letzt vielleicht noch als kleiner Mutmacher: Inklusion muss kein Verein alleine schaffen und Inklusion muss auch nicht perfekt sein. Es gibt eine Vielzahl an Angeboten zur Beratung und Förderung – und am Ende ist das Wichtigste, einfach mal den ersten Schritt zu machen.