Die EU hat 2019 verlautbart, Kunstrasenplätze, die potenziell umweltschädliches Gummigranulat als Füllung aufweisen, verbieten zu lassen. Zahlreiche Tages- und Wochenzeitungen berichteten davon. Nicht wenige ehren- und hauptamtliche SportfunktionärInnen werden schon beim Lesen der Überschriften weiche Knie bekommen haben. Auch Bundessportminister Horst Seehofer sah sich umgehend zu einem Brief nach Brüssel veranlasst, in dem er angemessen lange Übergangsfristen fordert, in denen auch Kunstrasen älterer Generation weiter bespielt werden dürfen, bis Ersatz geschaffen wird.
In den letzten Jahren wurde insbesondere seitens der Stadt München viel Geld in den Kunstrasenbau investiert. Die Vorteile für Schulen und Vereine liegen klar auf der Hand: Die Plätze können ganzjährig intensiv bespielt werden, da Kunstrasen keine Wachstums- und Regenerationspausen benötigt, wie es bei Naturrasen der Fall ist. Auch kann einiges an Personalkosten gespart werden, da das aufwendige Markieren der Spielfelder wegfällt. Wenngleich das Spielerlebnis auf Naturrasen ein anderes – und manche sagen, ein besseres – ist, immer mehr Vereine möchten ihre Kunstrasenplätze nicht mehr missen. Durch den immensen Zuzug, den die Stadt erlebt, drängen konsequenterweise immer mehr SportlerInnen in die Hallen und auf die Plätze. Allein mit Naturrasen ist ein sinnvoller Trainingsbetrieb auf diesem Niveau nicht mehr aufrechtzuerhalten.
Auf der anderen Seite fällt das Schlaglicht auf die Kunstrasen in eine Zeit, in der – erfreulicherweise – ein immenser Schub an Umweltbewusstsein durch die Bevölkerung und Politik schwappt. Die Schonung und Erhaltung der natürlichen Ressourcen unserer Umwelt müssen auch im Eigeninteresse der Sporttreibenden liegen. Wenn bestehende Kunstrasen schädliche Emissionen in die Umwelt bedeuten, dann wird zu Recht gefordert, diese auszutauschen. Die Hersteller sind bereits dabei, ökologischere Kunstrasenfüllungen zu entwickeln. Die Kunstrasen neuerer Generation weisen bereits nicht mehr das z.T. aus alten Autoreifen produzierte und als besonders schädlich geltende Granulat auf. Organische Füllungen, z.B. aus Kork, befinden sich in der Testphase.
Es gilt auch in diesem Fall, widerstreitende Interessen abzuwägen und zu vermitteln. Im Interesse der Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen begrüßt die MSJ jegliche Maßnahmen, die dem Erhalt der natürlichen Umwelt dienen und ein sicheres, gesundes und glückliches Heranwachsen ermöglichen. Zu dieser gesunden Entwicklung gehört aber auch maßgeblich die Möglichkeit, Sport zu treiben. Eine kurzfristige Sperrung bestehender Kunstrasenplätze hätte katastrophale Auswirkungen für den Schul- und Vereinssport.
Die MSJ nimmt Stellung und fordert eine gesetzliche Regelung, die den Vereinen den Erhalt des Sportbetriebs so lange wie nötig auch auf Kunstrasen älterer Generation ermöglicht, bis adäquater Ersatz geschaffen werden kann. Vereine, die ihre Plätze in umweltfreundliche Varianten tauschen, müssen finanzielle und organisatorische Unterstützung seitens der öffentlichen Hand erhalten.