Ein erlebnisorientierter Ansatz von Sportunterricht und Training.
Sport ist nicht nur da, um Spaß zu haben und sich motorisch zu schulen. Sport wirkt auch charakterbildend. Aus diesem Grund lassen sich Erlebnispädagogik und Sport sehr gut zusammenbringen, ist doch der Erlebniswert im Sport sehr hoch und ermöglicht einen Transfer in den Alltag, der Auswirkungen haben kann auf die eigene Persönlichkeit und das sozial Verhalten. Stichworte hierfür sind zum Beispiel „Frustrationstoleranz“, „Kommunikation“ oder „Teambuilding“. Aber fangen wir von vorne an.
Laut Michl (2015, S. 11) ist „Erlebnispädagogik eine handlungsorientierte Methode, die durch exemplarische Lernprozesse, in denen junge Menschen vor physische, psychische und soziale Herausforderungen gestellt werden (meist ungewohnt, real), diese jungen Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung fördern und sie dazu befähigen will, ihre Lebenswelt verantwortlich zu gestalten“. Durch erlebnispädagogische Maßnahmen sollen Menschen also alltagsferne Erfahrungen (klassisch geht es dabei um Naturerfahrungen und Risikosportarten – Klettern, Bergsteigen, Kanufahren etc.) sammeln dürfen. Diese werden im Anschluss gemeinsam verarbeitet und reflektiert, um dadurch die eigene Persönlichkeit zu stärken und soziale Kompetenzen zu fördern. Was hat das nun mit Sport zu tun?
Na ja, ganz einfach – im Sport, egal ob Mannschafts- oder Individualsport – werden wir immer wieder vor neue, ungewohnte Herausforderungen gestellt. Sei es darum, in einem knappen Spiel Ruhe zu bewahren, nach einer Niederlage die Nerven zu behalten und gestärkt daraus hervorzugehen, eine schwierige Übung erst nach langem Üben meistern zu können oder neue Menschen in unsere Übungsgruppe zu integrieren. All das und noch viel mehr passiert ständig in der Welt des Sports. Nicht umsonst ist seit der Coronapandemie immer auch die Rede vom Sportverein als sozialer Tankstelle. Und genau hier setzten auch schon viele Trainer/Innen von euch an, um das Teamgefüge zu stärken oder die Kommunikation für die entscheidenden Spielmomente zu verbessern. Und mit Sicherheit nehmen auch ganz viele Sportler/Innen aus den Erlebnissen im Sport schon was mit nach Hause, ohne dass es ihnen so richtig bewusst wird. Eben hier kann ein erlebnispädagogischer Blickwinkel einen Beitrag leisten, das Erlebte zu verarbeiten und in eine höhere Bewusstseinsebene zu bringen. Im Sport gibt es in einem natürlichen Setting sehr viel Potenzial, um Erfahrungen zu sammeln, die Auswirkungen auf mich und mein Umfeld haben. Ein jeder von uns Sportlern weiß, wie stark Sport charakterbildend wirken kann.
Und so denke ich, dass es für uns Trainer/Innen und Übungsleiter/Innen nicht nur Ziel sein sollte, unsere Sportgruppen motorisch auf Vordermann zu bringen, nein, wir sollten ihnen auch Zwischenmenschlichkeiten im Sport aufzeigen, um dadurch ihre Entwicklung hin zu verantwortungsvollen und demokratischen Menschen zu unterstützen. Das ist insbesondere, aber nicht nur Aufgabe der Jugendarbeit, die in vielen Vereinen einen festen Platz in der Satzung hat und somit Kernaufgabe im Vereinswesen ist.
In diesem Jahr fand im Juni das erste Mal eine erlebnispädagogische Fortbildung über die MSJ im Rahmen des Forums Ferienfreizeiten beim MTV München von 1879 e.V. statt. Dabei sollten die Teilnehmer in erster Linie in einem ausgedehnten Praxisteil eine erlebnispädagogische Maßnahme selbst erleben. Anschließend gab es theoretischen Input zur Erlebnispädagogik (Definition, Methoden, Geschichte etc.), um im letzten Teil den Sportbezug herzustellen und in praktischen Übungen aufzuzeigen. Ziel war es, den Teilnehmern Erlebnispädagogik näherzubringen und ihnen ein Handwerkszeug mitzugeben, um es in der Halle oder auf dem Platz selbst ausprobieren zu können.
Sollte dein Interesse geweckt worden sein, hast du Fragen zu diesem Thema oder willst gerne an der nächsten Fortbildung teilnehmen, dann melde dich gerne bei mir unter s.hohenleitner@msj.de.
Von Stephan Hohenleitner